Verabschiedung Herr Rainer Lechner, Erster Bürgermeister Ostfildern

Ostfildern, den 31.03.2023

Sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister Lechner,
sehr geehrte Frau Lechner mit Familie Lechner,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bolay,
sehr geehrte Gäste.

Heute verabschieden wir mit Ihnen, Herr Lechner, ein „Urgestein“ der Verwaltung Ostfilderns in den wohlverdienten Ruhestand.

Seit Dezember 1983, also seit genau 40 Jahren, gestalten Sie aktiv unsere Stadt mit. Sie begannen in der Stadt bei der Abteilung Organisation, wurden später der persönliche Referent unseres ehemaligen Oberbürgermeisters Gerhard Koch und stellvertretender Leiter der Zentralstelle. Seit 1991 sind Sie zudem Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft, kurz SEG Ostfildern, und wirkten maßgeblich an den Verhandlungen mit der Bundesrepublik Deutschland und der Hofkammer des Hauses Württemberg am städtebaulichen Vertrag der ehemaligen Nellingen Baracks mit. Damit gebührt Ihnen mit die Ehre, dass es unseren Scharnhauser Park in der heutigen Form überhaupt gibt.

Im Jahr 2001 wurden Sie zum weiteren Beigeordneten der Stadt Ostfildern gewählt und 2009 erfolgte Ihre Wiederwahl. Als Jürgen Fahrlaender als Erster Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen die Stadt verließ wurde diese Stelle neu ausgeschrieben. Sie haben sich dafür beworben und wurden mit großer Mehrheit 2010 vom Gemeinderat gewählt sowie einmal in diesem Amt bestätigt.  Im letzten Jahr haben Sie darum gebeten, in den Ruhestand gehen zu dürfen. Zugegeben, diese Information hat uns alle vor der Sommerpause sehr überrascht. Sie sind so fit und voller Elan, dass wir ganz übersehen haben, dass Sie sich tatsächlich im Rentenalter befinden – erst vor kurzem durften Sie Ihren 65.Geburstag feiern! Daher mussten wir Ihre Entscheidung, wenn auch mit Wehmut, akzeptieren.

Es würde den Rahmen sprengen, heute Abend alle Projekte aufzuzählen, bei denen Sie mitgewirkt haben. Eine Wiederholung mit den Ausführungen von Herrn Oberbürgermeister Bolay lässt sich hier vermutlich nicht vermeiden.

Herausgreifen möchte ich Ihre Tätigkeit als Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitskreis Filder. Es war Ihnen ein großes Anliegen, auch über den Tellerrand hinauszuschauen. Die Filderebene als Ganzes zu betrachten und gemeinsam nach Lösungen zum Verkehr und Landschaftsschutz zu suchen. Sie waren Mitglied des Aufsichtsrats des Heizkraftwerks Scharnhauser Park und maßgeblich an der Gründung des Hochwasserschutzzweckverbands Körsch beteiligt.

In der kommunalen Finanzverwaltung wurden unter Ihrer Regie das Neue kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) eingeführt und der Zeitplan zur Haushaltsaufstellung gestrafft. Sie haben die wichtigen Finanzklausuren mit Weitblick, konkreten Vorschlägen und Empfehlungen vorbereitet. Ihre letzte Finanzklausur hat noch in dieser Woche stattgefunden und hat wieder gezeigt, wie gut Ihre Verbindungen sind und wie erfolgreich beispielsweise Fördertöpfe von Ihnen ausgeschöpft wurden.

Seit 14 Jahren sind Sie für die Freien Wähler Ostfildern Mitglied im Kreistag und dort verantwortlich im Verwaltungs- und Finanzausschuss, sind Aufsichtsrat im kreiseigenen Kompostwerk Kirchheim unter Teck und stellvertretendes Aufsichtsratmitglied der Medius Kliniken des Landkreises.

Wenn es in unserer Stadt Krisen zu bewältigen gab, dann wurde der Krisenstab, maßgeblich von Ihnen geführt. Sie waren unser Krisenmanager. Schon beim Erdbeben vor vielen Jahren in unserer italienischen Partnerstadt Mirandola, in der Flüchtlingskrise 2015, der Corona-Pandemie und schließlich bei der aktuellen Flüchtlingskrise konnten Sie Herr Erster Bürgermeister Lechner gemeinsam mit ihrem tollen Team stets mit Rat und Tat helfen und leiten.

Ihre frühere Ausbildung als Zeitsoldat hat hier offensichtlich geholfen und Ihr Talent für schnelles strategisches Denken und Umsetzen von Planungen kam allen Beteiligten zugute. Als Vorsitzender des DRK Ortsvereins waren Sie nah dran am Kreis der aktiven Akteure und verfügten immer über ein hervorragendes Netzwerk in und über Ostfildern hinaus.

In Ihre Amtszeit fielen auch unpopuläre Entscheidungen wie die Schließung des Hallenbades in Ruit, Schließung von Büchereizweigstellen, die Konzentration des Bürgerservices im Scharnhauser Park oder die teilweise Reduzierung bzw. Umschichtung der Vereinsförderung.

Es war Ihnen als Finanzbürgermeister stets eine Herzensangelegenheit, einen ausgeglichenen Haushalt darzustellen und dafür waren Sie gezwungenermaßen auch bereit, auf etabliertes zu verzichten, wenn es sich als „Ballast“ herauskristallisierte. Aber es gab auch viele angenehme Tagesordnungspunkte.

Dank Ihrer guten Kontakte haben wir so manch großartige und aufschlussreiche Besichtigung erleben dürfen. Und nicht zu vergessen Ihr Talent als Sommelier bei unserem traditionellen Weihnachtsessen, wo wir uns von Ihren guten Weinkenntnissen überzeugen konnten.

Als Finanzbürgermeister haben Sie in den letzten Jahrzehnten die Richtung vorgegeben, Visionen entwickelt und stets vorausschauend und höchst verantwortungsvoll für das Wohlergehen unserer Stadt agiert und uns durch so manche Krise und Herausforderung sicher gelenkt. Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft konnten sich auf Sie stets verlassen.

Wir danken Ihnen, Herr Lechner, nicht nur für Ihre sehr gute Arbeit in den vergangenen Jahren, sondern für, 4 Jahrzehnte Schaffenskraft, 4 Jahrzehnte Leben und Mitgestalten unserer Stadt. Es ist wohl kaum übertrieben, wenn man bei diesem Zeitraum und diesen Leistungen von einem Lebenswerk spricht.

Dafür die Kraft aufzubringen, braucht es familiäre Unterstützung. So steht auch bei Ihnen hinter einem erfolgreichen Mann eine starke Frau. Liebe Margit Lechner, unser Dank gilt daher heute auch Ihnen und Ihren Kindern. Sie mussten auf Grund der hohen Arbeitsbelastung und der vielen zusätzlichen Ämtern oft auf Ihren Mann und Vater verzichten. Die Mittagspause konnte er oft zuhause verbringen und wurde dabei bestens verköstigt, was mit Sicherheit auch zu seiner Ausgeglichenheit geführt hat!

Wir sind sicher, dass es Ihnen Herr Lechner, auch künftig nicht langweilig sein wird:

Es bleiben neben dem Kreistag noch einige Ehrenämter, nicht zuletzt sind Sie als Vorstand der Gradmann Stiftung aktiv, und auch für die Familie und den geliebten Garten bleibt künftig mehr Zeit und Muse. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie, dass Sie nun all das, was Sie sich für den Ruhestand aufbewahrt haben, auch durchführen können. Dafür wünschen wir Ihnen von Herzen beste Gesundheit und Gottes Segen!

Als Abschiedsgeschenk vom Gremium bekommen Sie heute von uns einen Gutschein, damit Sie sich eine Schutzausrüstung für Ihre Tätigkeiten im Garten zulegen können.

Ihnen liebe, Frau Lechner, möchten wir gerne einen Blumenstrauß überreichen.

Ich ende mit einem Zitat von Aristoteles:

Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.


Für den Gemeinderat Petra Hönschel-Gehrung

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