Qualitätsstandards in Kindertageseinrichtungen

GR-Sitzung 26. Juli 2023, Vorlage 060/2023

 Sehr geehrter Herr OB Bolay,
sehr geehrte Damen und Herren,

in der Haushaltsrede der Freien Wähler 2022 lautete unser Antrag, die Verwaltung solle ein Konzept von eingeschränkten Öffnungszeiten für unsere Kindertageseinrichtungen erarbeiten mit dem Ziel, durch eine Einschränkung des Betreuungsangebotes den Eltern Planungssicherheit und Zuverlässigkeit gewährleisten zu können. Seit Jahren hinterfragen und kritisieren wir Freie Wähler das stetig gewachsene Betreuungstableau mit unterschiedlichsten Wahlmöglichkeiten – an sich eine wunderbare Sache, aber leider angesichts der fehlenden Kitaplätze und ganz besonders durch die verschärfte Personalnot in diesem Bereich schlicht nicht mehr umsetzbar. Wir verwalten den Mangel, was alle Betroffenen von Eltern über Kinder bis zu den Erziehern frustriert. Lange Zeit wurde in Ostfildern stets auf unsere hohen Qualitätsstandard verwiesen, mittlerweile haben andere Städte allen voran sehr prominent Tübingen zu Jahresbeginn genau diesen Weg umgesetzt. Wir freuen uns, dass mit dieser Vorlage unserem Antrag entsprochen wird. Wir möchten niemand etwas wegnehmen, sondern im Gegensatz Verlässlichkeit bieten und vor allen Dingen Kindern die Chance auf einen Betreuungsplatz gewähren. Denn neben der Verlässlichkeit ist dies der zentrale Aspekt: Bisher konnten viele bereits vorhandene Plätze in Einrichtungen gar nicht erst besetzt werden wegen Personalmangels. Durch die Einschränkung des bestehenden Betreuungsangebotes schaffen wir also zugleich wichtige Plätze für Kinder auf der Warteliste, immerhin können wir so 122 Kinder aufnehmen! Bei aller Einschränkung für betroffene Eltern doch zugleich auch ein sozialer Akt für wartende Eltern und Kindern!

Unserer Anregung folgend haben sich Vertreter aller Fraktionen und die Mitarbeiterinnen des Fachbereich 2 in kleiner Runde getroffen, um miteinander intensiv Fragen und Anregungen auszutauschen. Dieser offene Erfahrungsaustausch war hilfreich und wichtig, um die Argumente beider Seiten nachvollziehen zu können.

 

Punkt 1:
Der Reduzierung wie hier vorgeschlagen stimmen wir zu, auch die Befristung auf 4 Jahre ermöglicht eine Anpassung an eine möglicherweise veränderte Lebenswirklichkeit 2027.

Punkt 2 und Punkt 3:
Stimmen wir zu

Punkt 4:
Die Verfügungszeiten von 9 Std. pro Woche für eine 100% Anstellung war der größte Knackpunkt und wurde heftig diskutiert. Mit viel Herzblut wurde von den Erzieherinnen und dem Fachbereich für die Beibehaltung dieser Vorbereitungszeit für Elterngespräche, Teambesprechungen, Planungen von Festen und Veranstaltungen etc. geworben. Eine Verfügungszeit steht außer Frage, jedoch war der Stein des Anstoßes die offizielle Empfehlung des KVJS für eine Verfügungszeit von 5 Std. pro Woche – genauso wird es in vielen Kommunen auch umgesetzt und man darf sich fragen, wie dies offensichtlich auch gelingen kann…!?

Eine Anmerkung sei mir hier erlaubt: Nämlich die Erkenntnis, dass sich die Kindergartenarbeit heute doch sehr bürokratisch gestaltet und ich mir wirklich die Frage stelle, ob manchmal nicht weniger mehr wäre!

Nun ist klar, was man einmal hat, gibt man nicht mehr gerne her. Wir müssen jedoch den Spagat schaffen, einerseits attraktive und wertschätzende Rahmenbedingungen für unsere Erzieherinnen zu schaffen und andererseits auch die Schaffung neuer Betreuungsplätze fokussieren. Diesen Punkt haben wir lange diskutiert – laut Aussage des Fachbereichs schaffen wir durch die Reduzierung keine neuen Plätze, das lassen wir jetzt mal so stehen.

Wir haben dennoch folgenden Ergänzungsantrag zu Punkt 5:

Die Verfügungszeit von 9 Std. pro Woche muss in der Einrichtung geleistet werden, keine Aufteilung von bisher üblich je 4,5 Std. im Homeoffice und in der Einrichtung. Wir brauchen unsere Erzieherinnen vor Ort, um flexibel zu sein und bei Bedarf im Krankheitsfall einspringen oder kurzfristig eine Aufgabe übernehmen zu können.

Punkt 5+ 6. Stimmen wir zu und stellen auch hier den Ergänzungsantrag:

Zur weiterhin dringend notwendigen Personalfindung soll der neue Bildungsgang ‚Direkteinstieg Kita Baden-Württemberg‘ als wichtige Stellschraube zur Gewinnung von Fachkräften aktiv angegangen werden. Die verkürzte Ausbildung berufserfahrener Menschen zu sozialpädagogischer Assistentin wird bereits von vielen Einrichtungen und Trägern erfolgreich umgesetzt. Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung können das Berufsfeld wechseln und als Assistentinnen wertvolle Arbeit leisten.

Punkt 7:
Zur weiteren Entlastung der Fachkräfte haben wir die Einführung einer einheitlichen APP für alle städtischen Einrichtungen gefordert. Leider wurde Ostfildern nicht in den Modellversuch als Modellkommune des KVJS aufgenommen. Ungeachtet dessen müssen wir dranbleiben und digitale Erleichterungen im Alltag nutzen.

Für die Fraktion
Corina Raisch

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